Faszinierende Natur, alte Tempelanlagen, prächtige Kolonialbauten und wuselige Städte – Vietnam ist etwas ganz besonderes. Doch ist es das richtige Urlaubsland für dich? Prüfe das mit meinen sechs Gründen, die gegen eine Vietnam-Reise sprechen.
Ich liebe Vietnam! Für mich fühlt es sich wie eine zweite Heimat an – und das nach „nur“ knapp vier Wochen Urlaub. Wenn du also mit dem Gedanken spielst, das wunderschöne Land im Osten von Asien zu bereisen, dann empfehle ich dir das! Aber.
So besonders dieses Land ist, es hat einige Eigenheiten, die dir vielleicht nicht gefallen. Erfahre, welche das sind und entscheide: Ist Vietnam etwas für dich?
Essen geht hier anders
Vietnam ist bekannt für seine Garküchen. Kleine Stände am Straßenrand, mal größer, mal kleiner und auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Hier gibt es von belegten Baguettes – Bánh mì – über gebratene Nudeln für einen Dollar bis zur bekannten Phở so ziemlich alles zu bestellen. Essen am Straßenrand, auf winzigen Plastikstühlen, während Menschen und Mopeds auf Augenhöhe an dir vorbeirauschen – das ist nichts für jeden.
Auch sind die Speisen ganz anders gewürzt, das Gemüse oft unbekannt und gefrühstückt wird Suppe: Eine klare Brühe mit Rindfleisch und Nudeln – ganz anders als Brötchen mit Marmelade bei uns.
Aber: Gib den Garküchen unbedingt eine Chance, denn das Essen ist ausnahmslos unglaublich lecker! Auch wenn die kleinen Straßenstände erst einmal abschreckend auf dich wirken: Vertraue einfach auf deine Intuition. Dir gefällt eine Garküche nicht? Dann lauf ein paar Meter weiter, da findest du sicher schon die nächste.
Dich schüchtern die Garküchen ein? Auch kein Grund den Urlaub zu stornieren, denn auf jede Garküche kommt mindestens ein Café oder Bistro, in dem du unproblematisch auch bekanntes Essen bekommst.
Vietnam ist groß
Um nicht zu sagen: RIESIG. Du wirst während deines Trips wahrscheinlich nicht an einem Ort bleiben. Das wäre auch viel zu schade. Aber die Entfernungen, die nicht besonders breiten Straßen und der viele Verkehr machen Fortbewegung zu einer Geduldsprobe.
Egal ob du mit dem Zug, mit dem Bus, mit dem Taxi oder mit einem Roller unterwegs bist, du wirst immer länger für die Strecke brauchen, als du es von Zuhause aus gewohnt bist.
Aber: Ich bin selten so easy durch ein Land gereist. Egal ob mit dem Zug im Schlafabteil, mit dem Sleeper-Bus in der Koje oder auch mit dem Taxi für kürzere Strecken, ich kam immer sicher und einigermaßen ausgeruht an.
Also akzeptiere die Zeit, die es dauert, löse dich von dem drängenden Gefühl, so schnell wie möglich am nächsten Ort zu sein und vor allem: Schau aus dem Fenster, denn das Land ist wunderschön.
Vietnam ist nichts für dich, wenn du Chaos in großen Städten meiden willst
In Hanoi über die Straße gehen: Eine Mutprobe. In Ho Chi Minh City an der Ampel warten: Eine Geduldsprobe. Mit dem Rad eine Kreuzung in Huế überqueren – sprechen wir lieber nicht davon.
Der Verkehr in Vietnams Städten ist verrückt. Moped-Fahrer, Autos, Radfahrer, dazu noch überall Menschen, daran musst du dich gewöhnen. Bürgersteige? Fehlanzeige. Und wenn du doch ein Stück entdeckst, dann ist die Freude meistens kurz. Denn das nächste Geschäft nutzt den Bürgersteig sicher als Auslage, das nächste Bistro für seine Tische und als Parkplatz für Roller eignet es sich sowieso.
Aber: Wir gewöhnen uns an alles. Nach ein paar Tagen wirst du anfangen, in dem Verkehrschaos plötzlich eine gewisse Ordnung zu erkennen, denn es ist erstaunlich, wie wenig Unfälle auf den Straßen passieren.
Übung macht den Meister und schon nach kurzer Zeit wirst du dich durch das Verkehrschaos bewegen, als hättest du nie etwas anderes gemacht (und die Ordnung daheim kannst du nach deinem Urlaub definitiv ein wenig mehr genießen).
Vietnam ist laut. Vietnam ist leise. Was denn nun?
Eben bist du noch durch Hanois laute Straßen gelaufen, schon sitzt du auf dem Deck einer Dschunke in der Halong Bucht und hörst nur die Wellen leise gegen das Holz plätschern.
Eben noch hast du in einem Café an der Hauptstraße in Mũi Né gesessen und deinen Kaffee getrunken, während vor dir unzählige Mopeds hupend Rennen veranstalten und schon sitzt du am Strand, siehst der Sonne beim Untergehen zu und hörst nur leises Wellenrauschen.
Eben noch fährt der Zug pfeifend ab, während du schon von den Taxifahrern belagert wirst, die sich mit ihren Preisen unterbieten und eine kurze Autofahrt später stehst du vor einem Reisfeld und hörst absolut nichts außer leisem Wind an deinem Ohr.
Gegensätzlicher kann ein Land nicht sein. Eben noch ist es laut, wenige Stunden später herrscht völlige Stille. Nur weißt du das nicht vorher und kannst dich nicht entsprechend drauf einstellen.
Aber: Musst du auch nicht, denn diese Gegensätze sind es, die deinen Urlaub so aufregend machen und dir trotzdem genügend Ruhe geben. Entspannung ist also kein Problem.
Ich habe in keinem Urlaub vorher so viel gesehen und kam doch so erholt wieder nach Hause. Genieße es!
Anonym durchs Land – unmöglich
Egal wie kompliziert dein Name (für Vietnamesen) ist, wenn du in einem Guesthouse übernachtest, werden deine Gastgeber immer wieder versuchen, ihn auszusprechen. Und sich schließlich auf eine Version einpendeln, die wahrscheinlich nichts mit deinem Namen zu tun hat, aber an die du dich trotzdem schnell gewöhnst.
Nach jedem Ausflug wirst du in deiner Unterkunft begrüßt, gefragt, wie es dir gefallen hat und bekommst natürlich haufenweise weitere Tipps, was du dir noch ansehen kannst. Egal, ob du gerade ins Bett oder unter die Dusche willst.
Aber: Ich wurde noch nie vorher mit einer Umarmung in einer Unterkunft verabschiedet, zum Essen eingeladen und habe mich überhaupt als Familienmitglied gefühlt. Das ist das Zuhause auf Reisen!
Du bist die Attraktion
Ein Foto von den Sehenswürdigkeiten, der Landschaft, den Einheimischen – kannst du alles machen. Aber du wirst sicher genauso oft Modell stehen müssen und plötzlich mit Fremden Arm in Arm posieren.
Gerade in den weniger touristischen Gegenden wie dem Phong Nha-Kẻ Bàng Nationalpark oder etwas außerhalb von Huế, bist du die Attraktion und wirst bestaunt.
Aber: Selten habe ich mich so „berühmt“ gefühlt. Eigentlich nie! Und es ist bei weitem nicht so schlimm, wie die Geschichten aus anderen Ländern, in denen du eigentlich keine Wahl hast, als sämtliches Geknipse über dich ergehen zu lassen.
Bei meinem Besuch wurde jedes Mal gefragt, entweder in Englisch oder mit Händen und Füßen, und nach einem kurzen Foto durfte ich auch schon wieder weiter ziehen.
Also: Ist Vietnam etwas für dich?
Sag ja!
Sag ja zu unzähligen Eindrücken, Gastfreundschaft und neuen Freunden.
Sag ja zu Erfahrungen und Erlebnissen, die du dich vielleicht zu Hause nicht traust.
Sag ja zu einem Land, das dich verändert und ganz anders nach Hause schickt.
Du brauchst noch den ein oder anderen Tipp für deine Vietnam-Planung? Dann schau in meinen ausführlichen Vietnam-Guide, indem du alle Antworten auf deine Fragen findest.
Wann geht es für dich nach Vietnam und auf was freust du dich am meisten? Verrate es mir in den Kommentaren.
Ganz klasse geschrieben! Ich finde es super, wenn man nicht immer nur „die Top 10 Ziele in X“ liest, sondern mal jemand ehrlich sagt, wie etwas wirklich PUR ist. Denn viele haben zu romantische Vorstellungen von einem Land oder Ort – durch Filme, bunte Dokus, etc. Ich würde JA sagen zu Vietnam, denn ich war schon in einigen Ländern, wo es ebenfalls komplett anders zuging als in unserem beschaulichen, reichen, ordentlichen und sauberen Deutschland. Ich liebe es gerade, mich mal auf was komplett anderes einzulassen und auch mal verstört zu sein oder etwas zu probieren, was ich mich sonst nie getraut hätte. Dazu gehört für mich auch Lärm, Dreck, eine andere Kultur, eine andere Religion, anderes Verhalten, Hitze, Gestank, vielleicht sogar mal etwas Unangenehmes wie ein Diebstahl. Das ist das echte Leben. Reisen ist für mich viel mehr als Urlaub und bereichert einen so unfassbar in jeder Hinsicht.
Aber super, dass du eben genau diesen Punkt mal ansprichst, bevor am Ende Leute überfordert und enttäuscht sind.
LG
Sarah
Hallo Sarah,
vielen lieben Dank für deinen so erfrischenden Kommentar! Denn wie du sagst, man muss auch mal etwas völlig neues erleben und nur weil es mich in einem fremden Land auf den ersten Blick vielleicht verstört, hießt es nicht, dass es schlecht ist oder dass ich mich nicht auch an etwas völlig anderes gewöhnen und es dann sogar mögen kann.
Ich fand meine ersten zwei Tage in Vietnam ziemlich anstrengend und habe mich selbst direkt gefragt, ob ich das jetzt diese knapp vier Wochen überhaupt gut aushalten kann. Aber siehe da, am Ende hat es sich angefühlt wie eine zweite Heimat 🙂
LG
Magdalena
Das du Vietnam liebst, liest man zwischen jeder Zeile. Sehr schöner Artikel, der Lust macht, selbst einmal hin zu reisen. Gerne Gelesen und mal in Pinterest geplant.
Hallo Marion,
vielen Dank für das Kompliment. Freut mich sehr, dass man herauslesen kann, wie sehr mir Vietnam doch ans Herz gewachsen ist und dass es der Artikel sogar nach Pinterest schafft 🙂
Liebe Grüße
Magdalena
Gut beschrieben und auf den Punkt gebracht, Magdalena. Wir sehen es ähnlich wie Du, obwohl wir vielleicht oft ein wenig anders unterwegs sind und uns den Hardcore Situationen entziehen können, weil unser Budget es zulässt. Aber im Zug und auf der Straße oder den Märkten, sind wir alle gleich.
Weiterhin viel Spass am Reisen
Gruss Aras von der wegsite
Hey Aras,
du sagst es: in vielen Situationen sind wir eben alle gleich! Und ich denke, dass man in Vietnam tatsächlich mit jedem Budget und jeder Reisevorliebe wirklich tolle Erfahrungen machen kann. Eure Beiträge auf dem Blog beweisen es ja!
Ich freue mich schon auf weitere Beiträge von euch und schaue jetzt sehr gerne regelmäßig vorbei!
Viele Grüße
Magdalena