Ich schließe die Augen. Oh, wie habe ich euch vermisst! Ich muss lächeln.

Dunkle Monate liegen hinter mir. Und das meine ich so wörtlich wie nur möglich. Kalt und nass und vor allem dunkel war es. Der Winter zog sich wieder ewig, ein kurzer Tag jagte den nächsten und ständig und immer habe ich gefroren.

Da habe ich euch sehr vermisst.

Dann wurde es langsam besser. Aber nur ganz langsam. Wie habe ich jede Minute, die du länger da warst, gefeiert. Jeden Tag der Blick aufs Smartphone, in die Wetter-App. Jeden Tag bestätigt: Ja, auch heute ist der Tag ein kleines bisschen länger.

Ohje, ich habe euch so vermisst.

Dann endlich der erste Urlaubstag. Wo sind all die T-Shirts hin, die dünnen Hosen? Der Schrank quillt über mit Pullis, Schals und Socken. Da, ganz hinten, in der letzten Ecke finde ich sie.

Ich konnte euch kaum noch erwarten.

Der Weg zu Flughafen, Sicherheits-Check, richtiges Gate finden, einsteigen, Verspätung haben und warten – wie lange denn noch?

Dann in der Luft ein erstes kurzes Wiedersehen. Doch viel zu schnell ist später Abend und du bist nicht mehr da.

Nur noch einmal schlafen.

Jetzt bin ich da. Ich lehne mich nach hinten, grabe meine Handflächen in den warmen Sand, hebe meinen Kopf und genieße dich. Wo bist du nur so lange gewesen, liebe Sonne?

Der Winter ist offiziell vorbei, aber ich musste nachhelfen und nach Spanien fliegen, um dich endlich wieder zu sehen. Und zwar so richtig. Von morgens bis abends und mit richtig warmen Temperaturen.

Ich hole tief Luft und fülle meine Lungen. Doch auch meine Haut atmet endlich wieder auf, genießt die frische Luft, die Wärme, die Sonne. Vorbei die Zeiten der dicken Pullis, der Unterhemden, der warmen Socken und der Schals. Zumindest für jetzt und die nächsten Monate.

Ich öffne meine Augen. Da ist ja auch mein anderer Freund, das Meer. Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Du hast dich kaum verändert.

Deine Farbe: Das perfekte Blau. Deine Wellen rollen in regelmäßigen Abständen an den Strand, du glitzerst in der Sonne und zeigst dich von deiner schönsten Seite.

Und dein Duft erst! Salzig, frisch, unverwechselbar. Auch uns sollte man nicht so lange trennen, das bekommt mir nicht.

Schwimmen gehe ich noch nicht, dafür bist du mir Ende März noch zu kalt. Mir reicht es aber, einfach hier zu sitzen, dich zu sehen, deinen Wellen zuzuhören.

Ich stehe auf, klopfe mir halbherzig den Sand von der Hose und laufe am Wasser entlang. Vorne kann ich die ersten Häuser des nächsten Dorfes sehen, hohe Gebäude mit vielen Wohnungen. Besonders schön sind sie nicht, das muss ich zugeben. Aber ich mag die Vorstellung:

Ich wache morgens auf, die Sonne scheint schon in die Wohnung. Es ist noch früh am Tag, aber er wird richtig warm, das kündigt sich an. Ich stehe auf, mache Tee, gehe damit zum Fenster und sehe das Meer. Jeden. Einzelnen. Tag.

Ja, schöne Vorstellung. Vielleicht wird sie irgendwann einmal wahr?

Ich bleibe wieder stehen, blicke mich um und kann nur staunen. Wie ruhig es ist, fast leer. Nur ein paar wenige Spaziergänger sind hier unterwegs. Dabei ist Valencia, die lebendige, pulsierende Stadt nur wenige Kilometer entfernt.

Dieser Kontrast ist genial. Sightseeing in der Stadt, tolle Architektur, Märkte, Bars und Tapas. Und dann das hier, Pucol, ein kleines Dorf. Und doch hat es alles, was du brauchst. Supermärkte, hübsche Gassen, Bars und Tapas. Und vor allem Strand.

Ja, den hat Valencia auch. Wieder lasse ich meinen Blick schweifen. Aber hier bist du fast allein!

Ich drehe um, laufe in die andere Richtung. Das könnte ich den ganzen Tag machen. Das Bild ändert sich nur wenig. Aber das ist mir egal. Denn wir sind wieder zusammen und eigentlich ein ganz gutes Team, die Sonne, das Meer und ich.

Der Boden verändert sich, immer größere Steine lösen den Sand ab und einer der langen Stein-Stege beginnt. Vorsichtig laufe ich hoch, mache mit Bedacht meine Schritte, denn meine Tollpatschigkeit hat mich nach Spanien begleitet.

Doch scheinbar ist sie in der Wohnung geblieben, denn ich komme an einem Stück an meinem ausgewählten Platz an. Ich setze mich wieder, dieses Mal auf den warmen Stein. Zu meinen Füßen schlagen die Wellen an die Felsen, das Wasser spritzt, aber das stört mich nicht.

Ich muss die Augen zusammen kneifen, die Sonne gibt ihr bestes, schickt die Strahlen mit voller Energie zu mir.

Mir ist warm. So richtig. Wie schon seit Monaten nicht mehr. Natürlich gibt es Heizung. Warme Decken. Kuschelhosen und Wärmflaschen. Aber das hier, diese echte Wärme, das schafft nur die Sonne. Und das fehlt mir oft.

Ich habe einen Traum: In einem warmen Land müsste ich leben. Zumindest für eine Weile. Irgendwo, wo die Sonne fast jeden Tag scheint. Wo auch das Meer nicht so weit ist. In Indonesien vielleicht, auf einer der vielen Inseln. Jeden Tag schnorcheln gehen, den Fischen beim Schwimmen zusehen.

Oder auf Sri Lanka, an einem der vielen Strände. Jeden Abend auf der Lauer liegen, den Schildkröten beim Schlüpfen zusehen.

Oder vielleicht in Thailand, in einer der vielen Städte. Jede Nacht auf die Märkte gehen, die unterschiedlichsten Gerichte probieren.

Und vor allem wäre es immer warm. Das wäre toll!

Ich stehe wieder auf, blicke noch einmal auf die Wellen, auf den Horizont, wo Meer und Himmel aufeinander treffen. Und während ich langsam den Rückweg antrete, muss ich lächeln. Denn wer weiß, vielleicht werden ja Träume manchmal wahr?

Wo genießt du am liebsten die ersten Frühlingstage und warmen Temperaturen? Verrate es mir in den Kommentaren.

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