Jeder fährt gerne in Urlaub, aber verändert das unseren Alltag? Ich sage Ja. Und erkläre dir auch, warum.
Manche Veränderungen beginnen schleichend und langsam. Auf den ersten Blick ist alles beim Alten. Wenn du aber genauer hinsiehst, dann fallen dir Dinge auf, die plötzlich irgendwie anders sind.
Sei es die Ablage im Badezimmer, auf der sich plötzlich nicht mehr vier verschiedene Flaschen Duschgel sammeln, weil du – ohne es bewusst beschlossen zu haben – einfach mit den vorhandenen zufrieden bist und sie aufbrauchst.
Oder der Besuch in dem neuen Restaurant, das dich zwar mit seiner fremdländischen Küche schon immer gereizt hat, du dich aber bisher nicht getraut hast, es wirklich auszuprobieren.
Reisen verändert unseren Alltag. Und um ehrlich zu sein: Das finde ich verdammt gut.
Hier kommen elf Dinge, die ich auf meinen Reisen gelernt habe und die meinen Alltag entscheidend verändert haben:
Reisen verändert meinen Alltag – Nr. 1: Ich kaufe nur das, was ich brauche
Auch ich habe zu den Badezimmer-Sammlerinnen gehört. Bevor ich das eine Duschgel überhaupt zur Hälfte verbraucht habe, stand schon ein anderes bereit, was ich unbedingt ausprobieren wollte.
Oder ich habe das dritte Paar schwarze Schuhe gekauft, weil die anderen beiden nicht schick genug/ zu schick /nicht bequem genug /nicht flach genug / nicht hoch genug / anderer, trivialer Grund /waren.
Und dann bist du plötzlich für drei Wochen auf Bali und stellst fest, dass du dich und deine Haare mit nur einem Produkt waschen kannst und dass kein Hahn danach kräht, wie viele unterschiedliche Paar Schuhe du dabei hast.
Natürlich brauche ich im Alltag mehr, als wenn im Urlaub meine Hauptbeschäftigung die Wahl des Strandes ist.
Und trotzdem kaufe ich bewusster ein und frage häufiger: Brauche ich das wirklich?
Ganz nebenbei spart das auch Geld, das ich dann wieder sehr gut in den nächsten Urlaub investieren kann.
Nr. 2: Meine Reisen dekorieren meine Wohnung
Ich bin leider noch lange nicht so viel unterwegs, wie ich eigentlich möchte (28 Urlaubstage sind einfach zu kurz, ich muss dringend mit meinem Chef sprechen!).
Deswegen hole ich mir meine Reisen in meine vier Wände.
Während sich andere Menschen unterschiedliche Bilder, Kunstwerke und Dekosachen in die Wohnung stellen, erkennst du in meiner meine Leidenschaft sofort:
Die Wände werden von Urlaubsbildern und Landkarten geschmückt (sogar mein Patenkind malt mir nur noch Bilder mit Urlaubsmotiven), während auf den freien Flächen Mitbringsel aus fernen Ländern und Globusse den Staub fangen. So verändert das Reisen auch meinen Wohnraum.
Nr. 3: Wenn das Fernweh groß wird, brauche ich das richtige Buch
Ich verlasse nie ohne ein Buch das Haus. Du weißt schließlich nie, ob du nicht mal zehn Minuten Zeit findest, ein paar Seiten zu lesen.
Und ganz oben auf der Favoritenliste stehen Bücher, die mich an andere Orte entführen.
Manchmal behandeln sie Themen, die nicht besonders schön sind, wie in Miss Bangkok*, wo es um das Leben einer thailändischen Prostituierten geht.
Manchmal lassen sie mich von Dingen träumen, die mich reizen, die ich aber – zumindest jetzt – definitiv nicht machen kann, wie in Wild* den Pacific Crest Trail laufen.
Manchmal sind es sogar Geschichten, die ich eigentlich nicht verstehen kann und deren Ende mich ganz verstört zurücklässt, wie bei Into the Wild* und dem Alaska-Abenteuer von Chris McCandless.
Eines haben aber alle Bücher gemeinsam: Ich tauche immer wieder ab in völlig neue Welten und kann den Alltag für einige Zeit ausblenden.
Nr. 4: Meine Reisen verändern nicht nur meinen Alltag
Sondern oft auch den der Menschen aus meiner Umgebung. Ständig finde ich mich in Gesprächen wieder, die sich irgendwie ums Reisen drehen. Und dabei erzwinge ich das Thema nicht.
Aber instinktiv komme ich mit vielen Menschen immer wieder dahin zurück, wir tauschen uns über Erlebtes aus, hören uns gegenseitig die Geschichten über Dinge an, die wir uns eigentlich gar nicht trauen und dann doch tun und schnuppern immer wieder einen Hauch Fernweh.
Nr. 5: Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub
Kaum bin ich zurück, plant mein Kopf schon den nächsten Trip. Das müssen nicht immer die Fernreisen und langen Urlaube sein.
Für mich können es auch ein paar Tage in einer anderen Stadt sein, ein Besuch bei den Schwiegereltern auf der Schwäbischen Alb oder ein paar Tage bei der besten Freundin in Rafelbunyol.
Egal wie blöd ein Tag mal läuft, wie schlecht das Wetter im Frühling ist oder welche sonstigen Ärgernisse passieren, eigentlich habe ich immer einen Trip, auf den ich mich freuen kann.
Nr. 6: Ich schätze die Kleinigkeiten zu Hause
Diesen Augenblick werde ich niemals vergessen: Ich war gerade von meinem knapp vierwöchigen Trip aus Vietnam zurück und auf dem Weg zum Supermarkt, um den Kühlschrank wieder zu füllen. Da stand ich also, an der viel befahrenen Straße, die an meiner Wohnung vorbei führt und habe mich gefragt, was gerade so merkwürdig anders ist?
Der Lärmpegel! Trotz der vielen Autos, die um diese Uhrzeit unterwegs waren, war die Geräuschkulisse überraschend ruhig. Kein Gehupe, kein Stau und niemand, der zu Fuß versucht, die Straße zu überqueren. Was für eine Wohltat!
Nach jedem Urlaub fallen mir immer wieder kleine Dinge auf, die zu Hause ganz schön sind und die ich so immer wieder genießen kann. Diese Erfahrung auf meinen Reisen haben meinen Alltag ganz nachhaltig verändert.
Nr. 7: Smalltalk über das Wetter? Nein, danke
Umgeben von lauter Fremden und kein passendes Gesprächsthema? Da bietet sich das Wetter doch an. Es ist bekanntlich ja immer zu warm / zu kalt / zu nass / zu trocken / schön / nicht so schön.
Und dann herrscht wieder diese unangenehme Stille. Ich gebe zu, das kenne ich auch.
Aber oft bekomme ich dann doch noch die Kurve und kann das Thema auf den nächsten Urlaub lenken.
Oder den vergangenen. Und dazu haben auch die meisten Menschen was zu sagen, denn hey! Wer fährt nicht in Urlaub?
Je mehr ich also unterwegs bin, desto mehr Geschichten habe ich parat, um dem typischen Smalltalk zu entfliehen.
Nr. 8: Ich kann helfen!
Roadtrip durch die USA, Backpacking in Asien, Safari in Afrika: In den meisten Fällen kann ich ziemlich viele Fragen zum nächsten geplanten Trip beantworten. Und wenn nicht, dann kenne ich sicher eine Bloggerin oder einen Blogger, der genau das schon mal gemacht hat.
Damit bin ich mittlerweile Anlaufpunkt Nr. 1 bei Freunden und Familie, wenn es um deren Urlaube geht.
Ganz besonders, wenn es sich um eine Reise handelt, wovor die jeweilige Person ein wenige Bammel hat.
Immer wieder beantworte ich Fragen zu Transport, Essen, Einreisebestimmungen, Routen, Sicherheitstipps und noch vielen anderen Themen.
Ich weiß mittlerweile sehr gut, dass all die Planung und Vorbereitung nicht garantiert, dass in deinem Urlaub alles glatt läuft. Und vielleicht ist es gerade das, womit ich mein Umfeld motivieren kann.
Denn bisher kam ich immer an einem Stück wieder zurück. Und will auch immer wieder los.
Nr. 9: Es gibt (fast) nichts, was ich nicht esse (oder zumindest probiere)
Egal, ob zu Hause kochen und unbekannte Rezepte ausprobieren oder das neue Lokal in der Stadt testen.
Mittlerweile gibt es fast nichts mehr, was ich nicht zumindest probieren würde.
Und es gibt kaum was besseres, als das Fernweh mit einem guten vietnamesischen Essen zu kompensieren. Oder mit ein paar genialen Burgern. Oder einem nicht zu scharfen Curry. Oder oder oder.
Wenn das Lokal dann noch lokale Getränke reichen kann, ist der Abend perfekt.
Nr. 10: Das Reisen verändert meinen Alltag: Weniger Hygienehype um das Essen
Bleiben wir beim Thema Essen.
Klar, auch ich will mir nichts durch verunreinigtes Essen einfangen. Aber deswegen die Sauberkeit in jeder Küche anzweifeln – das mache ich definitiv nicht mehr.
Der Trip durch Vietnam hat mich gelehrt: Willst du wirklich authentisches und wahnsinnig leckeres Essen probieren, dann führt kein Weg an der Garküche vorbei.
Natürlich ist ein kritischer Blick auf die Umgebung angesagt, aber ich vertraue auf eine Portion gesunden Menschenverstand und bin damit bisher ziemlich gut gefahren.
In Deutschland bin ich daher total entspannt, denn die Hygienestandards hier sind extrem hoch.
Da kann man sich in jedem Lokal entspannt zurücklehnen und das Essen genießen.
Nr. 11: Durchatmen, lächeln, entspannen
Eine meiner prägendsten Erfahrungen aus Vietnam und ebenso auch aus Bali: Die Menschen lächeln.
Ständig.
Nur wenige Tage in einem dieser Länder und ich merke, dass auch meine Mundwinkel fast dauerhaft nach oben zeigen.
Klar, da bin ich im Urlaub, habe Zeit und bin fern vom vielleicht nervenden Alltag.
Wieder zurück zu Hause versuche ich diese Entspanntheit Stückchen für Stückchen in meinen Tag zu integrieren.
Geht es an meiner Kasse langsamer als nebenan? Dann akzeptiere ich die Pause.
Stau auf dem Nachhauseweg? Dann wird es vielleicht mal wieder Zeit, die Playlist mit den Lieblingssongs einzulegen. Und laut mitzusingen.
Es regnet, obwohl ich einen Ausflug geplant habe? Dann wird es eben doch ein Nachmittag mit Buch und Tee auf dem Sofa.
Diese Veränderung meines Alltags durch meine Reisen mag ich am liebsten.
Jetzt bist du gefragt: Wie verändert das Reisen deinen Alltag? Verrate es mir in den Kommentaren.
Kommt mir alles sehr bekannt vor, liebe Magdalena. Mich hat das Reisen auch wahnsinnig entspannt, gerade in unserem gut organisierte, sauberen, sicheren, ruhigen Deutschland. Ich frage mehr. Zum Beispiel frage ich immer erst, ob jemand ein altes Handy oder eine Taschenlampe oder einen Kinderwagen oder sonst was übrig hat, bevor ich sowas kaufe. Auf Reisen musste ich auch immer fragen: Wo gibt’s das? Wie komme ich dahin? Wer kann mir helfen? Da habe ich die Scheu verloren. Und im Gegensatz zu dir dekoriere ich gar nicht mehr meine Wohnung. Die wechselt nämlich noch zu oft. Und bei manchen Souvenirs weiß ich schon gar nicht mehr, warum und woher ich sie eigentlich habe. Liebe Grüße!
Du sagst es: Bei uns ist es schon ziemlich ruhig 🙂 Was ich aber auch immer wieder schätzen kann, wenn ich zurück komme. Das mit dem Dekorieren ist ganz lustig, denn ich lebe auch nicht in einer durchdekorierten Wohnung. Aber als ich so über den Inhalt des Beitrags sinniert habe, sind mir doch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen: Die kleine Lampe aus Istanbul, ein großes Acrylbild, welches ich aus meinem Foto hab machen lassen und dass Porto zeigt, die Landkarte, auf der mit Stecknadeln die Orte markiert sind, an denen ich schon war… und plötzlich hatte ich dann doch mehr als gedacht! 🙂
Viele Grüße zurück!
Großartiger Text! Ich erkenne mich komplett wieder. Bis auf ds dekorieren. Steh nicht so auf Deko und und meistens bring ich mir auch keine Souvenirs o.ä. mit. Steht nur rum und fängt Staub 😀 Daher hab ich nur wirklich ganz wenige Dinge, die mir damals wichtig sind und wo sie nun mal gerade da sind, bleiben sie auch (z.B. ein Fläschchen Wüstensand aus Merzouga selbst gesammelt und in ein hübsches Dekofläschchen abgefüllt). Anstelle von Mitbringseln sammle ich Reiseführer. Bei mir kann mann also an meinem Bücherregal erkennen wo ich überall bisher war. Da ich überwiegend alleine reise, kann ich auch sagen, dass meine Solo-Reisen ich am meisten verändert haben, vorallem was mich als Person angeht. Ich weiß noch, als ich von meiner ersten Solo-Reise zurück kam aus den USA und mir zu hause plötzlich alles so klein vorkam. Seitdem ist die Stadt, in der ich zur Zeit wohne, irgendwie nicht mehr genug. Soviele kleine und große Dinge haben sich verändert und viele davon hast du in deinem Artikel bereits beschrieben.
Das mit den Solo-Reisen glaube ich dir aufs Wort, das muss einen verändern. Ich unternehme zwar immer wieder kleinere Trips alleine, aber wirklich weit weg war ich dann doch immer in Begleitung.
Und wie cool, dass du tatsächlich noch Reiseführer kaufst und sammelst. Mache ich auch noch. Und finde es immer wieder spannend, auch nach einem Urlaub darin zu blättern, um zu schauen, ob ich irgendwas bestätigen oder widerlegen kann.
Viel Spaß weiterhin auf deiner aktuellen Reise!
Liebe Grüße
Magdalena
Oh man, diesen Artikel hätte ich schreiben können!! <3 Ich stimme dir in jedem Punkt zu und habe genau das gleiche erlebt. Ich habe so viel weggeworfen (oder kaufe es einfach nicht mehr), seit ich so viel unterwegs bin. Ich bin deutlich selbstbewusster geworden und weiß, dass ich vieles schaffen oder erfragen kann. Ich esse seit Kalifornien gerne Oliven, die ich jahrelang verabscheut habe. Ich fand 28 Urlaubstage auch viel zu wenig (deshalb jetzt ja selbstständig). Ich war total verstört von "Into the Wild" und total motiviert nach "Wild" – obwohl ich auch denke, dass ich bei dem Trail krepieren würde. 😀
Ich bin nicht mehr so kleinlich und sehe "Rückschläge" toleranter. Mir ist auf meiner USA-Reise einmal mein letztes Butterbrot auf den Asphalt gefallen und ich habe es einfach gegessen (und lebe noch 😀 ). Ich habe Sand und Muscheln en masse zu Hause auf meinem Regal.
Reisen verändert einen und macht einen zu einem Menschen, der toleranter, offener, erfahrener, weniger ängstlich, neugieriger, positiver und interessanter ist. Manchmal verzweifelt man dadurch auch an der starren Gesellschaft (siehe Job) aber niemals würde ich das Ich aufgeben, das ich durch meine Reisen geworden bin – auch wenn ich manchmal eben auch auf die Nase oder aus dem Rahmen falle.
Ich glaube, es wäre schön, dich mal live zu treffen.
LG
Sarah
Liebe Sarah,
was für eine schöne Zusammenfassung – ich freue mich riesig, dass wir da ähnlich ticken und du dich in meinem Artikel wieder findest. Die Story mit dem Butterbrot: Grandios!
Ich finde dein Beispiel mit Reisen, Wiederkommen und Festellen, dass was anders werden muss, mehr als inspirierend. Ich glaube auch, dass wir uns gut unterhalten würden. Sollte ich mal in deine Gegend kommen, schreibe ich dich an. Oder freue mich, falls du es mal in meine Gegend schaffst. Oder vielleicht haben wir auch das große Glück, dass wir uns unterwegs begegnen???
Schönen Sonntag!
Magdalena