„Der Tioga-Pass ist offen, oder?“, fragten wir im Visitor Center des Mono Basin/USA

„Sure!“, die überzeugende Antwort der Dame.

Na, die wird’s schon wissen, kommt ja schließlich aus der Gegend. Dachten wir, während wir uns am Auto lange Hosen und Pullis anzogen und mit gerunzelter Stirn in Richtung Himmel schauten – die Farbe durchgehend grau.

Noch guter Dinge bogen wir in die Tioga Road ein, die uns später über den etwa 3000m hohen Tioga Pass in den Yosemite National Park führen sollte. So war zumindest der Plan.

Yosemite National Park - USA
Yosemite National Park – USA

Als die ersten weichen Schneeflocken auf der Windschutzscheibe unseres Mietautos landeten, haben wir es gar nicht richtig bemerkt.  Als die Sicht etwas trüber wurde, haben wir zumindest die Scheibenwischer eingestellt. Als um uns herum plötzlich nur noch Winter Wonderland herrschte, die Frage nach den Winterreifen aufkam und sich vor uns das erste Auto schlitternd quer stellte, wurde uns bewusst: Hier läuft etwas so gar nicht nach Plan!

„Und du bist sicher, das ist hier in der Straße?“, rief ich, als wir – bepackt mit Taschen und Klamotten von und für drei Wochen – durch die Market Street in San Francisco liefen.

„Ja klar, du wirst sehen, die Ferienwohnung wird der Kracher. Und das zu diesem Preis!“, rief man mir zu. Stutzig wurde ich da noch nicht.

Als die Häuser jedoch alle so schick blieben, die Shops um mich herum mein Budget bei weitem überstiegen und als sich die Adresse der „Ferienwohnung“ als Eingangshalle des Four Seasons Hotels entpuppte, dämmerte nicht nur mir: Da scheint was nicht zu stimmen!

„Meinst du nicht, wir sollten hier beim Walmart direkt halten und den Kühlschrank füllen?“, fragte jemand, als wir – frisch in unser Wohnmobil gezogen – die Stadtgrenze von Las Vegas hinter uns ließen.

„Nee quatsch, da kommen noch einige. Lass’ uns erst mal ein bisschen fahren.“ war die Antwort. Na gut, ab zum nächsten Ziel: Grand Canyon. Als es langsam dunkler wurde, lief die Musik im Camper laut und wir sangen alle mit. Als der erste von uns Hunger bekundete, waren wir uns sicher, dass der nächste Supermarkt gleich kommt. Als wir mitten in der Nacht bei völliger Dunkelheit auf dem Campingplatz parkten, sahen wir ein: Heute gehen alle hungrig ins Bett!

Individueller Urlaub bedeutet nur Chaos

So hört es sich bei meinen Stories an. Und ich versichere dir: Keine davon habe ich mir ausgedacht. Alles ist genauso passiert und das in nur einem Urlaub. Und du liest diese Zeilen und denkst dir: „Nie im Leben will ich sowas erleben!“

Das hätte ich an deiner Stelle auch gedacht. Und trotzdem erzähle ich dir nicht von den riesigen Bäumen im Yosemite, vom Spaziergang über die Golden Gate Bridge oder den fantastischen Weiten des Grand Canyon bei Sonnenuntergang.

Golden Gate Bride - San Francisco/USA
Golden Gate Bridge – San Francisco/USA

Auch das sind wahre Geschichten. Was ich dir damit sagen will ist: Ich sitze hier und schreibe diese Zeilen und erinnere mich an dieses Chaos und will sofort wieder hin.

Weil ich an diesem Chaos gewachsen bin.

Weil ich für jede dieser Situationen eine Lösung gefunden habe (dazu unten mehr).

Weil ich – jetzt und nachdem das alles passiert ist – weiß, dass es eben auch diese misslungenen Pläne sind, die deinen Urlaub für immer lebendig machen.

Natürlich willst du im Urlaub lieber keinen Stress und es ist fantastisch, wenn alles nach Plan läuft. Aber nur, weil etwas nicht funktioniert, ist dein Urlaub und deine Entspannung noch lange nicht vorbei.

Auf jeder Reise lernst du dich selbst ein kleines Stückchen mehr kennen. Ich weiß zum Beispiel, dass ich absolut keine Hilfe war, als wir auf dem Tioga Pass eingeschneit waren. Schlitternde Autos in Kombination mit tiefen Abhängen gehören nicht zu meinen Stärken. Dafür weiß ich jetzt, dass ich einen kühlen Kopf behalte, wenn mit der Übernachtung etwas nicht klappt.

Das wäre mit einer Pauschalreise nicht passiert

Stimmt nicht ganz. Vielleicht wärst nicht du selbst der Fahrer des Autos gewesen und niemand hätte dir eine Ferienwohnung vermietet, die es nicht gibt. Aber die Stories von lauten Baustellen direkt vor dem Hotelzimmer kennst du auch. Oder von schlechtem Essen am Buffet. Oder von verdreckten Pools. Aber meistens ist im Vorfeld alles schon bezahlt, die Aussicht auf Reklamation ist auch eher gering. Also nimmst du den Lärm in Kauf und gibst eben noch mehr Geld für deine Restaurantbesuche aus.

Nein, auch bei einer Pauschalreise können Dinge schief gehen, selbst wenn du jeden Sommer in das gleiche Resort zurückkehrst.

Und selten wirst du dann deinen Koffer packen und dir eine neue Bleibe suchen. Das ist aber genau die Freiheit, die du hast, wenn nicht alles im Vorfeld geplant und vor allem gebucht ist.

Schnee auf der Straße, kein Hotel in San Francisco und Hunger am Grand Canyon

So hätte der Titel zu diesem Beitrag auch lauten können. Aber es passierte noch so viel mehr:

Nachdem unser Fahrer das rutschende Auto ohne Winterreifen quasi in Handarbeit gewendet hatte, ich dabei nicht die Augen offen lassen konnte und wir fast schon wieder unten angekommen waren, kam uns natürlich ein Räumfahrzeug entgegen. Selbst wenn das Wenden nicht so gut geklappt hätte, wären wir dort oben nicht festgefroren.

Wir suchten uns also eine Bleibe für eine Nacht, fanden ein Hotel mit Pool und setzten unsere Fahrt am nächsten Tag einfach fort.

Nachdem wir sowohl das grandiose Klo als auch das Internet des Four Seasons nutzen durften, fanden wir doch noch ein Hotelzimmer, obwohl gerade America’s Cup im Segeln und vieles ausgebucht war. Diese Episode kostet uns also nur einige wenige Stunden und die Anzahlung der Ferienwohnung für die erste Nacht – ärgerlich aber verschmerzbar. Und zumindest einmal im Leben konnte ich so tun, als wäre das Four Seasons meine Unterkunft.

North Rim Campgrund - Grand Canyon/USA
North Rim Campground – Grand Canyon/USA

Und der Hunger am Grand Canyon? Naja, der blieb leider. Dafür gab es wirklich keine Lösung. Der North Rim Campground bietet zwar einen überwältigenden Sternenhimmel, weil es keinerlei Laternen oder sonstige Beleuchtung gibt. Aber einen Kiosk oder Laden, der nach 21 Uhr geöffnet hat, gibt es leider nicht. Aber eine Nacht Hunger leiden kannst du auch überstehen.

Oder du liest diesen Artikel und weißt: Halte immer beim ersten Supermarkt, wenn du mit einem Wohnmobil unterwegs bist!

Welche Pannen sind dir schon passiert? Ab damit in die Kommentare.

Teile diesen Beitrag:

4 thoughts

  1. Also, ich habe da mal mit meiner besten Freundin im Regen ein 4-Mann-Zelt aufgebaut, und als wir endlich fertig waren, fiel uns auf, dass oben, absolut außerhalb unserer Reichweite, eine Art Dachluke war, über die man – Schritt 1 der nicht vorhandenen Aufbauanleitung – eine Abdeckung hätte spannen müssen….also, alles nochmal zurück, und nochmal von vorne. Der Urlaub hatte noch mehr Pannen, aber Du kennst das ja 😉
    Gruß aus Madrid

    1. Hallo Nina,
      das hört sich nach entweder jede Menge Spaß an oder war zu Beginn des Urlaubs total nervig. Aber hoffentlich konntet ihr am Ende bei einem Bier darüber lachen.
      Viele Grüße
      Magdalena

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert