Glühende Hitze, ein heruntergekommenes Hostel, ein Schlafplatz in einem 12-Betten-Dorm. So ähnlich war die Vorstellung meiner Mama, als ich ihr vom ersten geplanten Backpacking-Trip erzählt habe. Meine Vorstellung war jedoch ganz anders.

Vielleicht spukt in deinem Kopf ebenfalls dieses Bild herum und du bist dir sicher: Backpacking? Das ist auf keinen Fall was für mich.

Um hier eines vorweg zu nehmen: Ja, Du hast Recht. Vielleicht ist das nichts für Dich. Aber was ist, wenn Du „Backpacking“ einfach nur falsch definierst?

Backpacking – eine Definition

„Rucksacktourismus ist eine Art des Tourismus, bei dem man als Gepäck lediglich einen Rucksack mit sich führt und meist nicht an einem Reiseziel verweilt, sondern selbstbestimmt zu vielen verschiedenen Orten reist.“ – so erklärt es Wikipedia.

Bei meinen Recherchen bin ich auf diese Erklärung gestoßen und bin überrascht, wie passend sie ist.

Keine Andeutungen der sonst bekannten Erklärungen wie

  • mit möglichst kleinem Budget zu reisen
  • nur abseits der Touristenpfade wandern
  • jeden Abend mit anderen Backpackern in Hostels Geschichten austauschen und Bierchen trinken
  • jedes Abenteuer mitnehmen, was sich bietet. Von Klippenspringen zu Höhlentauchen

Ich will ehrlich sein: Wenn das die Definitionen gewesen wären, die ich vor meiner ersten Tour gehabt hätte, dann wäre ich sicher nicht aufgebrochen.

Die Mythen des Backpackings

Damit will ich bestimmt niemandem auf den nicht vorhandenen Schlips treten. Ich habe absolut nichts gegen Bierchen und neue Menschen, gegen das ein oder andere Abenteuer (Ziplining war da aber auch schon das höchste der Gefühle) und ich muss nicht am überfülltesten Strand des Landes mein Sonnenbad nehmen.

Grand Canyon – USA

Aber ich reise mit einem Rucksack, weil ich lieber etwas auf dem Rücken trage statt es hinter mir her zu ziehen. Weil ich jeden Tag auf der Arbeit etwas anderes anziehe und mich schminke und die guten Schuhe passend zum Outfit wähle und das auf Reisen nicht brauche. Weil ich mich mobiler fühle, wenn ich beide Hände frei habe. Weil ich auf Reisen selten an einem Ort bleiben will. Gründe gibt es viele.

Backpacking ist, was du daraus machst

Ich will damit sagen: Definiere doch einfach selbst, was dieses Wort für dich bedeutet. Du beziehst es lediglich auf das Gepäckstück, das du dabei hast? Fein. Du verbindest damit ein Lebensgefühl? Sehr gut. Du weißt noch gar nicht, was das für dich bedeutet? Noch besser. Und gut, dass du hier bist.

Backpacking – ist es das richtige für mich?

Kommen wir zurück zur Anfangsfrage. Eine Pauschalantwort gibt es nicht.

Allerdings gibt es 3 Fragen, die du dir vor deiner Reise stellen kannst und die dir bei der Antwort helfen:

Frage 1: Habe ich nur ein Hotel?

Wenn du für deine Reise lediglich eine Unterkunft gebucht hast und nur Tagestouren von dort startest, dann ist es egal, auf welches Gepäckstück du zurückgreifst. In einem Koffer werden deine Sachen vermutlich etwas gebügelter ankommen, aber es gibt auch genügend Backpacker, die das schaffen. Ich gehöre leider nicht dazu, wenn also jemand Tipps hat, ab damit in die Kommentare.

Frage 2: Habe ich eine Gruppenreise gebucht?

Vorher fest gebuchte Touren oder Gruppenreisen bedeuten in der Regel Hotelwechsel, dazu Bus- oder Flugreisen. Man muss also etwas flexibler sein. Auf der anderen Seite muss man mit so einer gebuchten Tour oftmals weniger über steinige Klippen und hohe Berge oder auch nur zu Fuß quer durch die Stadt, um zu seinem Hotel zu gelangen. Hier kann ich beide Varianten empfehlen.

Frage 3: Reise ich individuell und ohne feste Route?

Ganz klar Rucksack! Es ist viel praktischer, zwei freie Hände zu haben, um die Landkarte (so oldshool!) oder das Handy zum Navigieren zu benutzen. Du bist flexibler unterwegs und auch die oftmals schlechten Straßenbedingungen (Bürgersteige in Vietnam? Ein Mythos!) kannst Du viel leichter meistern.

Traditional Market – Jimbaran

Urlaub aus dem Rucksack – ein Lebensgefühl?

Und doch möchte ich noch einmal auf das oft erwähnte Lebensgefühl als Backpacker zurückkommen. Ja, das gibt es eben. Und es handelt sich oft um eine Gemeinschaft von Leuten, die offen aufeinander und offen auf fremde Länder und Kulturen zugehen, die neugierig sind und die dir bei deiner Reise auch von unterwegs Tipps geben können. Man sitzt eben doch zusammen und tauscht Erlebnisse aus, gibt Empfehlungen, warnt vor Schwierigkeiten oder findet sich zur gemeinsamen Weiterreise zusammen. Aber mal ehrlich: Ob in deinem Zimmer (oder eben an deinem Schlafplatz im 12-Betten-Dorm) ein Rucksack steht oder ein Koffer oder von mir aus auch 12 Plastiktüten (wobei ich die nicht empfehle: Zu unpraktisch und Plastik haben wir schon genug in der Welt), das interessiert bei einem kühlen Bierchen am Ende des Tages dann doch keinen.

Entscheide selbst

Ob das nun das richtige Gepäckstück und Feeling ist, kannst nur du herausfinden. Und es muss ja nicht gleich 6 Monate Thailand sein. Versuch es einfach für deinen nächsten Wochenendtrip. Wie findest du es? Nervt es dich, ständig darin zu wühlen oder magst du das Gefühl zwei freie Hände zu haben? Rucksäcke müssen nicht unbedingt teuer sein und vor allem für kürzere Reisen tut es oft auch ein günstigeres Modell.

Probiere es einfach aus!

Schon mit Rucksack unterwegs oder gerade erst den ersten Trip hinter dich gebracht? Dann ab damit in die Kommentare und erzähle uns von deinen Erfahrungen.

©Titelbild Austin Ban / Unsplash

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5 thoughts

  1. Wow, deine Artikel sind wirklich etwas besonderes. Liest man nicht aller Tage solch schön geschriebene Texte – mit cleveren Inhalt noch dazu.
    Werde in Zukunft bestimmt öfters mal vorbeischauen & mich mit dir vernetzen 🙂

    1. Hallo Cale!
      Vielen vielen Dank für deinen Kommentar – ich freue mich riesig, dass dir sowohl Stil als auch Inhalt gefallen. Habe mir direkt deinen Blog angesehen und finde schon auf den ersten Blick ganz viele interessante Themen! Ich freue mich auf mehr 🙂

      Viele Grüße
      Magdalena

  2. Liebe Magdalena,

    danke für deinen tollen Beitrag übers backpacking! 🙂 Ich finde deine Sichtweise super und stimme dir auch zu. Man sollte das backpacking auf jeden Fall für sich selbst definieren. Ich definier es für mich so, dass ich eben mit Rucksack (minimalistisches Handgepäck) unterwegs bin und vom Budget her nicht in den feinsten Unterkünften schlafe, es aber noch gemütlich sein soll und ich mich dabei wohl fühle. Es gibt mal Tage da bin ich in einem Dorm, und mal Tage, an denen ich in einem Einzelzimmer bin, weil ich auch gern meine Ruhe von den vielen „Open-minded people“ haben möchte. Und gerade befinde ich mich auf einer 5 wöchigen Reise durch Teneriffa ;).

    Ganz liebe Grüße, Jasmin

    1. Hallo liebe Jasmin,
      freut mich, dass dir mein Artikel gefällt und dass wir, was die Definition von „Backpacking“ angeht, ähnlich denken.

      Ich entscheide auch immer spontan, was für eine Unterkunft ich brauche. Mehr Ruhe, mehr Action, vielleicht sogar einen Hauch „Luxus“ – wobei das in meinem Fall höchstens Klimaanlage bedeutet 😉

      Mit Handgepäck reise ich auch sehr gerne, allerdings hat es bis jetzt nur für Wochenendtrips oder einige Tage in die Sonne gereicht. Ansonsten brauche ich noch etwas mehr. Aber ich arbeite an mir.

      Liebe Grüße nach Teneriffa. Wenn ich so aus meinem Fenster blicke, ist das genau die richtige Entscheidung.

      Viele Grüße
      Magdalena

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