„Wo bleibst du denn?“ ruft mir meine Freundin zu, während sie mit ein paar kräftigen Zügen davon schwimmt. Mindestens zum hundertsten Mal verfluche ich mich an diesem Tag dafür, mich gegen Kontaktlinsen und für Brille entschieden zu haben. Das Resultat? Ich plansche halbblind in einer wunderschönen klaren Quelle und kann kaum etwas erkennen.
„Ich komm’ ja schon“, rufe ich ihr hinterher, während ich meine Augen zusammenkneife, um die grobe Richtung zu erkennen. Das Wasser um mich herum ist herrlich klar, man kann bestimmt bis an den Grund des Wassers sehen. Allerdings scheint das um mich herum keiner zu genießen.
Was wohl daran liegt, dass in meiner Nähe keiner mehr ist. Wo sind denn alle hin? Ich schaue mich um, aber viel erkennen kann ich nicht.
Weiter vorne ist auch schon der Steg, an dem wir das Wasser wieder verlassen müssen, denn dort endet der Schwimmbereich. Ab da beginnt die Schutzzone für die Manatees – oder Seekühe, wie sie hier genannt werden.
Und scheinbar sind fast alle auf dem Steg, stelle ich verwundert fest. Nix wie hin, wird schon seinen Grund haben, denke ich noch, während ich im Wasser vor mir einen großen grauen Felsen ausmache.
Gut, dass ich den wenigstens erkannt habe. Mit ein paar kräftigen Zügen bin ich schon fast an ihm dran und während ich mich entscheide, ob ich links oder rechts vorbei will, entscheidet sich der Felsen für rückwärts und wir krachen zusammen. What?
Ja, du hast richtig verstanden. Die graue Masse vor mir war gar kein Felsen. Und keiner hat mehr das klare Wasser genießen wollen, weil nicht-blinde Menschen schon viel früher erkannt haben, dass sich ein Manatee in den Schwimmbereich verirrt hatte.
Während ich mich noch von meinem Schock erhole, schwimmt die Seekuh gemächlich davon und der Ranger am Steg brüllt mir zu, dass ich sofort aus dem Wasser kommen soll. Ach nee, das hatte ich ja ursprünglich vor.
Mit dieser kleinen Story als Anfang möchte ich dir den Blue Springs State Park im Sunshine-State Florida vorstellen. Und damit auch gleich die Hauptattraktion. Denn hier haben die West Indian Manatees ihre Zuflucht und im Winter ihren festen Brutplatz.
Damit ist auch gleich die beste Reisezeit geklärt, wenn du ein Fan dieser putzigen Wasserbewohner bist. Denn zwischen November und März kannst du an der Quelle des St. John River über 100 Manatees gleichzeitig beobachten. Jedoch nicht schwimmen gehen, egal wie mild der Winter in Florida ist. In dieser Zeit ist das Schwimmen in der Quelle und im weiteren Flussverlauf komplett verboten.
Das Planschen mit Manatees ist übrigens immer verboten. Und in der Regel findest du in der erlaubten Schwimmzone auch keine Seekühe in den Sommermonaten. Dass ich im Juni blind einen Zusammenstoß hatte, ist eine seltene Ausnahme. Vielleicht hatte sich die Seekuh an diesem Tag auch gegen Kontaktlinsen entschieden?
Damit das Verbot eingehalten wird, ist gerade die Umgebung um Fluss und Quelle streng durch Parkranger bewacht, die immer ein wachsames Auge auf die Wasseroberfläche haben und im Fall der Fälle alle Schwimmer aus dem Wasser beordern.
Und was geht da sonst noch?
Der Blue Springs State Park ist insgesamt 2600 Hektar groß und Blue Springs ist die größte Quelle des St. John Rivers, der sich durch den Park schlängelt.
Während der offiziellen Schwimmsaison von April bis Oktober kannst du dich hier von der Hitze Floridas wunderbar erholen. Die Wassertemperatur beträgt ziemlich konstant 22 Grad und die tropische Fauna ist ein grandioser Schattenspender. Das Wasser ist absolut klar, also vergiss deine Taucherbrille nicht.
Wenn dir nur schwimmen zu langweilig ist, kannst du auch mit einem Kanu auf dem Fluss unterwegs sein, an ausgewählten Plätzen deine Angel auswerfen oder – für die ganz mutigen und vor allem erfahrenen – Höhlentauchen machen.
Oder du nimmst einfach einen der vielen Spazierwege und lässt die Natur auf dich wirken. Du bist umgeben von subtropischen Wäldern, Strauchgebieten und überfluteten Sumpfwäldern. Aber pass auf deine Snacks auf. Denn vor allem die grauen Eichhörnchen flitzen überall herum und sind ständig auf der Suche nach Futter.
Vergiss also auf keinen Fall deine Kamera, denn hier jagt ein Fotospot den nächsten.
Der Tag verfliegt sehr schnell in Blue Springs, viele Picknick-Tische laden dich immer wieder zu einer kleinen Pause ein. Und wenn du länger bleiben willst, kannst du entweder auf den Campingplatz ausweichen oder dir sogar eine Hütten mieten.
Blue Springs State Park Florida – die Fakten:
Für alle weiteren Informationen empfehle ich dir die offizielle Seite des Parks: https://www.floridastateparks.org/park/Blue-Spring
Bist du auch schon mal aus Versehen mit einem Tier zusammen gestoßen? Ich freue mich auf deine Geschichte.