„Drei Kilometer? Das kann ich laufen!“
Schnell die Flasche Wasser in den Rucksack gepackt und es kann los gehen. Ich starte an meiner Unterkunft Balangan Inn, mein Ziel: Balangan Beach.
Die Straße ist überraschend gut. Während ich anderenorts auf Schotterpisten meine Turnschuhe vermisst habe, sind meine Flipflops für die gut geteerte, breite Straße genau richtig.
Die irritierten Blicke der Moped-Fahrer – Einheimische wie Touristen – ignoriere ich. Verstehen kann ich sie aber: Es läuft sonst niemand im Land der Roller.
Nach einem Kilometer finde ich es in der schon leicht schräg stehende Sonne doch überraschend warm. Aber weit kann es nicht mehr sein und das Wasser im Rucksack reicht auch noch.
Der Weg zum Strand ist wenige besiedelt. Überall nur viel grün, ganz selten steht eine Villa oder ein Restaurant an der Straße. Noch seltener läuft ein Hund schwanzwedelnd an mir vorbei. Eine sehr willkommene Abwechslung zu den vollgestopften Straßen Kutas.
Aber nach weiteren 500 Meter unter Balis Sonne und der Hitze, die vom Asphalt strahlt, wünsche ich mir doch plötzlich die vielen Einkaufsmöglichkeit der Partymeile her. Kaltes Wasser, das wär’s jetzt!
Ich gehe weiter – nun nicht mehr so überzeugt, dass drei Kilometer gut laufbar sind – und habe Glück: In der Kurve steht plötzlich ein großer Nirmala Supermarkt und kündigt sich schon von weitem durch musikalische Frontbeschallung an. Was das soll, verstehe ich zwar nicht, aber mit kaltem Wasser decke ich mich trotzdem ein.
Die Abkühlung tut gut und nach einer kurzen Pause auf den Bänken vor dem Markt starte ich die letzte Etappe Richtung Strand.
Die letzte Kurve ist geschafft, den Hügel bin ich auch gut herunter gekommen, es trennen mich nur noch wenige Treppen von meinem Ziel.
Als meine Füße den warmen Sand berühren, mein Blick über den fast einsamem Strand fällt, ich die Surfer in den Wellen sehe und die Sonne schon fast das Wasser berührt, weiß ich: Diese drei Kilometer – egal wie anstrengend sie auch waren – haben sich absolut gelohnt.
Ich schlendere nach links und kann mich an den kleinen Strandhütten nicht satt sehen. Auf Stelzen in einfacher Art gebaut, sind es Warungs und einfach Unterkünfte in einem und reihen sich bunt einander. Ein Paradies für Surfer und Ruhesuchende, kein Vergleich zu den lebendigen Stränden in Semniyak.
Rechts von mir plätschert in einiger Entfernung das Meer – schließlich herrscht gerade Ebbe. Die Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen und spaziere über die jetzt sichtbaren Steinkorallen. Die Sonne steht dabei immer tiefer und bietet die perfekte Kulisse für die Wellenreiter weit draußen im Wasser.
Ich wechsele wieder auf den warmen, weißen Sand und bin immer noch erstaunt: Wieso ist es hier so ruhig, warum sind hier so wenige Menschen, der Strand ist doch so wunderschön?
Vielleicht weil es hier keine Pubs und Bars mit westlichem Essen gibt. Vielleicht weil Wifi hier noch nicht angekommen zu sein scheint. Vielleicht auch, weil man Parties in der Umgebung vergeblich sucht. Hier gibt es nur Sand, Sonne und Meer.
Ich steige ein Paar Treppen zu einem der vielen Warungs hoch und setze mich an die Theke – natürlich mit Blick auf das Wasser. Nur wenige andere sind mit mir hier, die meisten sind noch auf ihren Boards in den Wellen und wollen sich von diesem perfekten Tag nicht verabschieden.
Die Sonne hat schon fast das Meer erreicht. Ich trinke meinen hausgemachten Ice Tea und starre wir gebannt auf den Sonnenuntergang vor mir. Endlich keine störenden Wolken am Himmel!
Die Stimmen um mich rum werden ruhiger, die Spannung ist fast greifbar. Alle warten auf den einen Moment: Die Sonne berührt den Meeresspiegel und beendet ihre Reise – ein Gänsehaut-Moment.
Ich könnte hier noch ewig sitzen. Doch wird es erst einmal dunkel und sind die Surfer alle aus dem Wasser, ist am Strand und in den Warungs nicht mehr viel los. Die Besitzer räumen langsam ihre Stühle rein, die letzten Besucher packen ihre Sachen.
Auch ich nehme meinen letzten Schluck und bin mir sicher: Balangan, du wunderschönes Stück Paradies, wir sehen uns wieder!
Auch schon einen Sonnenuntergang am Balangan Beach gesehen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.
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